Montag, 26. März 2012

Facebook: Eine Datenkrake der CIA?

Facebook ist ein Phänomen: 845 Millionen Mitglieder weltweit, zwei Milliarden Dollar Jahreseinnahmen und ein geschätzter Marktwert von 50 Milliarden Dollar. Staatliche Behörden haben in Facebook einen Goldschatz an Informationen entdeckt, den es zu heben gilt. Trotzdem steht das Unternehmen immer wieder für seine Datensammelwut in der Kritik. Viele rätseln nun, ob das "social network" von der CIA aufgebaut wurde.

Auf der Titelseite der Süddeutschen Zeitung ist heute ein Artikel über Facebook zu lesen. Unter dem Titel "Passwort zum Job" schreibt der Autor Moritz Koch über amerikanische Firmen, die von ihren Bewerbern die Facebook-Zugangsdaten fordern, um deren Hintergrund zu überprüfen. In den USA werden in Bewerbungsunterlagen Angaben zu Religion, Alter oder Wohnort gestrichen, da Firmen Bewerber wegen persönlicher Merkmale nicht ablehnen dürfen.

Anderes Spiel in Großbritannien: Dort wurde dem Jugendlichen Azhar Ahmed ein Kommentar auf Facebook zum Verhängnis, in dem er harte Worte über den Tod sechs britischer Soldaten in Afghanistan äußerte:
"People gassin about the deaths of Soldiers! What about the innocent familys who have been brutally killed.. The women who have.been raped.. The children who have been sliced up..! Your enemy’s were the Taliban not innocent harmful familys. All soldiers should DIE & go to HELL! THE LOWLIFE FOKKIN SUM! gotta problem go cry at your soldiers grave & wish him hell because thats where he is going.."
Der 19-Jährige wurde verhaftet und wegen "racially aggravated public order offences", zu deutsch "rassistische Übergriffe auf die öffentliche Ordnung", angeklagt. Wer sich hier noch keine Sorgen um die freie Rede in Großbritannien macht, der sollte einen Blick auf das neue Anti-Terror-Gesetz werfen, dass die britische Regierung gerade durchdrücken will. Mithilfe des Gesetzes kann der Staat sämtliche private Kommunikation überwachen, darunter soziale Medien wie Facebook.

Es wird noch besser: Seit Juni 2011 hat Facebook eine Gesichtserkennungssoftware implementiert, mit deren Hilfe es die Gesichter seiner Mitglieder vermisst. Es reicht, wenn ein Foto des Nutzers mit dessen Namen gekennzeichnet wird - schon kann Facebook sämtliche Fotos nach dem entsprechenden Menschen durchsuchen. Die Daten gehen dann in die USA und werden dort gespeichert, selbst wenn sie vom Nutzer gelöscht wurden.

Bestes Beispiel ist der Jurastudent Max Schrems, der Gründer der Initiative "Europe versus Facebook". Er nutzte lange Zeit Facebook, dann wurde er misstrauisch, löschte vieles und forderte seine Daten an. Das Ergebnis: Er bekam 1200 Seiten zugeschickt, nichts von seinen Daten war gelöscht und Facebook verfolgte mittels Cookies sogar das komplette Internetverhalten von Schrems. Persönlichste Nachrichten an Freunde über "psychische Probleme", "Homosexualität" und "Magersucht" waren nicht gelöscht.

Nun wurde bekannt, dass das FBI soziale Medien wie Facebook mittels neuer Technologien besser überwachen will und dazu Vertragspartner in der Wirtschaft sucht. Bisher wurde das Netzwerk nur manuell überwacht, nun soll dies ein neues System vollautomatisch erledigen.

Wer das Phänomen Facebook wirklich verstehen will, muss zu dessen Anfängen zurückgehen. Im Film "The Social  Network" wird von 500.000 Dollar berichtet, die der Gründer Mark Zuckerberg von dem Investoren Peter Thiel im Juni 2004 erhält. Verschwiegen werden jedoch die 12,7 Mio. US-Dollar, die im Jahr 2005 von der Investmentfirma Accel Partners folgen.

Der Manager dieser Firma, James Breyer, war Vorstandsmitglied in der "National Venture Capital Association", dem Verband der amerikanischen Risikokapitalfirmen. Im Vorstand war auch der Manager der Firma In-Q-Tel, Gilman Louie. In-Q-Tel wurde von der CIA gegründet und beschäftigt sich mit Data-Mining, das heißt dem Sammeln von Daten.

Breyer war außerdem in der Geschäftsführung der Firma BBN Technologies, die neben anderen Firmen für den Aufstieg des Internets verantwortlich war. In dieser Firma war auch Louie tätig und eine gewisse Dr. Anita Jones, die zuvor als Beraterin des Verteidigungsministers und für die DARPA, eine Forschungsbehörde des Verteidigungsministeriums, tätig war.

In der DARPA arbeitete sie für das Information Awareness Office (IAO). Aufgabe dieser Abteilung war es nach dem 11. September, aus einer Datenbank alle vorhandenen Informationen über Bürger der Vereinigten Staaten zu suchen und diese auf verdächtige Muster auszuwerten.

Logo des IAO


Die Behörde gibt ihre Aufgabe so an:
"The DARPA Information Awareness Office (IAO) will imagine, develop, apply, integrate, demonstrate and transition information technologies, components and prototype, closed-loop, information systems that will counter asymmetric threats by achieving total information awareness useful for preemption; national security warning; and national security decision making."
Die Nachrichtendienste sind im Venture- und Internetbereich stark involviert, wie die Seilschaften zeigen. Sie haben ein starkes Interesse an den Daten  der Bürger und fördern technische Entwicklungen im Kommunikationsbereich. Bewiesen ist zwar nichts - trotzdem ist es gut möglich, dass die Dienste ihre Finger im Spiel haben.

Bestes Beispiel ist Google: Das gleiche Spiel wird dort von den Nachrichtendiensten zugegeben. Zuletzt wechselte Regina Dugan, die Chefin von DARPA, ganz offiziell ihren Arbeitgeber und heuerte bei Google an. Und 2010 musste sich die Suchmaschine entschuldigen, da die Steet-View Autos versehentlich WLAN-Netze abhörten und private Informationen sammelten. 

Warum sollte es bei Facebook anders sein?


Noch zwei Videos: Zuerst ein sehr guter Bericht des WDR-Magazins Monitor über Facebook:




Und eine sehr gute Satire von der der Sendung "Onion News Network":




Quellen:

Russia Today: UK teenager to stand trial for 'grossly offensive' Afghan war post on Facebook

Russia Today: FBI would like to follow you on Facebook and Twitter

Global Research: Facebook - the CIA conspiracy

Hintergrund: Google und US-Dienste rücken näher zusammen

Taz: Zusammenarbeit zwischen Google und CIA - Zeitalter des Internetfeudalismus

9 Kommentare:

helferlein51 hat gesagt…

Sehr guter Bericht. Leider ist die Abhänhigkeit der Jugend und auch der etwas Älteren schon viel zu groß. Ohne Facebook fühlen sie sich allein ;.-)

Wenn sogar OWS eine eigene Facebook Seite erstellt, dann kann ich nur konstatieren - es ist sinnlos hier aufklären zu wollen.

n0by hat gesagt…

Legen wir doch die Karten auf den Tisch. Öffentlich leben und sterben.

Gedanken, DNA, kein CopyRight auf Nichts und Niemanden. Was der CIA über uns weiß, sollten wir über den CIA wissen.

Die Medien als Sprachrohr der Mächtigen.

Die Foren als Sprach-Strohhalm der Ohnmächtigen.

Na und? So what?

Erhard oder n0by mit Null :-)

Anonym hat gesagt…

Bin vollkommen einig mit dem Artikel.
NUR eine Sache:
der link zum zweiten Youtube-Video ist von "The Onion".
das ist ein Satire-Magazin
http://www.theonion.com/

Bitte nimmt dieses Video nicht mehr als Indiz, da es nicht wahr ist ,sondern ein Satire!!!!

Es ist doch auch so schon offensichtlich.

Eric hat gesagt…

Danke, ist korrigiert.

Ich hatte den Namen überprüft und konnte ihn aber nicht finden. Trotzdem hielt ich das Video für authentisch, da Prof. Michael Vogt das gleiche Video bei einer AZK zum Thema Medienmanipulation zeigte. Hier ab der 47. Minute zu sehen:
http://www.youtube.com/watch?v=hDTMZA8at-I

Anonym hat gesagt…

Ist schwer was gegen den Öffentlichkeitswahn zu machen, machmal nutzt er ja auch, Blogger nutzen ja auch Facebook, Twitter und Co, leider kann der Shitstorm auch missbraucht werden. Wenn man gar nicht online zu finden ist, macht man sich aber vielleicht auch verdächtig, weil man jemanden nicht einordnen kann, weder die Geheimdienste noch ein potentieller Arbeitgeber, insofern ist es vielleicht eine Zwischenlösung, seine eigene Onlineidentität zu pflegen, um so möglich gut darzustellen, ist praktisch so wie man seinen guten Ruf früher im Dorf verteidigen musste:-)
http://www.survivalscout.de/2012/03/26/ubermorgen-mein-digitales-ich/

Anonym hat gesagt…

völlig OT.
(weil gerade mal eben auf einen rechten Link da geklickt)
http://ef-magazin.de/2012/04/13/3496-der-dichter-bringt-es-auf-den-punkt-alt-nazi-ist-neo-sozi

Ihr solltet mal genauer hinschauen welche Links da auf der rechten Seite stehen.
Dort wird sich über Grass das Maul zerrisssen und eine Menge Tatsachen (daß er erst 17 Jahre alt war, daß er eine ganze Menge schriftstellerischer Werke in den letzten 60 Jahren hervor brachte, usw.).
Mein Posting kann nachher wieder verschwinden, danke.

Anonym hat gesagt…

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Anonym hat gesagt…

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Anonym hat gesagt…

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