Dienstag, 8. Mai 2012

Massenmedien berichten über Fukushima-Reaktor 4


Am letzten Donnerstag veröffentlichte der Spiegel einen Artikel zur Situation rund um Reaktor 4 in Fukushima. Der Autor Markus Becker sprach mit zahlreichen deutsche Experten, die die Gefahr eines Kollapses des Abklingbeckens bestätigten. Der Guardian berichtete ebenfalls.

Unter anderem berechneten Experten des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) für den Spiegel die derzeitige Nachzerfallswärme der Brennstäbe, die danach bei ungefähr 5,8 Megawatt liegt. Das entspricht der Leistung von 58.000 Glühbirnen à 100 Watt.

Der Spiegel ließ sich von Tepco selbst bestätigen, dass momentan über 11.000 Brennelemnte in Fukushima lagern, was sich mit den Zahlen von Akio Matsumara deckt. Tepco erklärte außerdem, dass die Anlage "ziemlich starken Erdbeben" widerstehen könne, was aber von den vom Spiegel befragten Experten bestritten wurde.

So meinte Lars-Olov Höglund, der ehemalige Chefkonstrukteur der Forsmark-Atomkraftwerke beim Vattenfall-Konzern und technische Berater der schwedischen Regierung, dass sich unmöglich eine Aussage über die Sicherheit der Reaktoren treffen ließe, da die Statik zu komplex und die Gebäudeschäden unklar seien.

Der Spiegel zitiert ihn mit den Worten: "Das ist eine Vernebelungsstrategie (...) Mit Sicherheit gibt es auch Schäden an den Abklingbecken selbst (...). Wir sehr sie geschwächt sind, wissen aber vermutlich nicht einmal die Japaner."

Der KIT-Forscher Dr. Joachim Knebel nannte wie der amerikanische Nuklearexperte Arnold Gunderson eine Erdbebenstärke von 7,0 auf der Richterskala, ab der die Zerstörung des Abklingbeckens möglich wäre. Seit 2003 hat es laut Spiegel 12 solcher Beben in Japan gegeben. In den 10 Jahren, die im aktuellen Tepco-Plan für die Verlagerung der Brennstäbe vorgesehen sind, wird ein solches Beben also mit ziemlicher Sicherheit geschehen.

KIT-Wissenschaftler Dr. Thomas Walter Tromm hält in diesem Fall mehrere Szenarien für möglich. Zum einen könnte das Abklingbecken ein Leck bekommen, dabei könnten größere Mengen radioaktiven Materials austreten. Die Gestelle, in denen die instabilen Brennstäbe stehen, könnten zu Bruch gehen und es würde sich eine kritische Masse am Boden des Abklingbeckens bilden. Eine unkontrollierte Kettenreaktion wäre die Folge. Dies hält Tromm aber für weniger wahrscheinlich.

Größere Sorgen macht er sich darum, dass drei der Becken in den Reaktoren kollabieren könnten, da diese mit Meerwasser geflutet wurden und deshalb bereits überfüllt sind. Tromm: "Für diese Wassermengen sind die Behälter nicht ausgelegt (...). Ob sie den Schwingungen durch ein Erdbeben gewachsen wären, ist zweifelhaft."

Der Guardian berichtete gestern ebenfalls über Reaktor 4 und schreibt dort unter anderem:
"Robert Alvarez, former senior policy adviser at the US department of energy said: 'If an earthquake or other event were to cause this pool to drain it could result in a catastrophic radiological fire involving nearly 10 times the amount of Cs-137 released by the Chernobyl accident.' "
Der gleiche Robert Alvarez veröffentlichte einen Artikel in der Huffington Post, unter dem Titel "The Fukushima Nuclear Disaster Is Far From Over" schreibt er:   
"Spent nuclear fuel is extraordinarily radioactive and must be handled with great care. In a matter of seconds, an unprotected person one foot away from a single freshly removed spent fuel assembly would receive a lethal dose of radiation within seconds. As one of the most dangerous materials on the planet, spent reactor fuel requires permanent geological isolation to protect humans for thousands of years."
Ein kleiner Durchbruch immerhin, aber solange die Massenmedien das Thema ignorieren, wird sich nicht viel bessern.



Quellen:

Spiegel Online: Gefahr aus dem Abklingbecken

The Guardian: The Fukushima nuclear plant's slow recovery offers lessons to the US


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5 Kommentare:

IrlandsCall hat gesagt…

Die MSM und die Energiemonopolisten haben bisher immer gelogen. Und das wird aus so bleiben. Wenn die behaupten, dass es einen Reaktorunfall gegeben hat glaube ich eher, dass es ein Versicherungsbetrug war usw.

Eric hat gesagt…

Das sehe ich anders. Sie berichten durchaus richtig, doch die Meldungen stehen dann meist weit hinten und sind ziemlich kurz.
In dem Fall hier ist es genauso: Man berichtet zwar, aber dann erscheint nur ein Artikel, der von der Öffentlichkeit nicht weiter beachtet wird.

Anonym hat gesagt…

Ich habe Blogs gelesen die vor etlichen Wochen darüber berichtet haben. Aber unsere Obrigkeitshörigen Medien und dessen Leser wollen halt auf Nummer sicher gehen das sie es sich nicht mit der Obrigkeit verscherzen.

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